Landtagswahl am 02. März 2025
WAHLPRÜFSTEINE HAMBURG
Das Bündnis Ökonomische Bildung Deutschland (BÖB) ist ein von Lehrkräften, Verbänden, Stiftungen, Wirtschaft und Wissenschaft getragener gemeinnütziger Verein. Unser Ziel ist die Stärkung der Ökonomischen Bildung als Lösungsfaktor zur Bewältigung aktueller gesellschaftlicher Herausforderungen und Förderung von Teilhabe und Chancengerechtigkeit. Deswegen geben wir dem Anliegen der Ökonomischen Bildung eine
Stimme, schärfen das gesellschaftliche Bewusstsein für die grundlegende Bedeutung der Ökonomischen Bildung, fördern die Zusammenarbeit zwischen Schulen, Hochschulen, Behörden, Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft und schaffen Gelegenheiten zum Austausch von Erfahrungen und Best Practices. Mit den folgenden Fragen haben wir uns an ausgewählte Parteien gewendet, die sich um den Einzug in die 23. Hamburgische Bürgerschaft bewerben.
1. Stellenwert ökonomischer Bildung
Wirtschafts- und Finanzbildung ist ein zentraler Bestandteil einer zeitgemäßen Allgemeinbildung. Sie ist der Schlüssel zu mehr Chancengerechtigkeit und gesellschaftlicher Teilhabe. Welchen Stellenwert hat für Sie die Ökonomische Bildung an Schulen?
Antwort BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
Die ökonomische Bildung ist für uns ein relevanter Bestandteil der Allgemeinbildung. Junge Menschen brauchen Kenntnisse in den Bereichen Finanzen, Nachhaltigkeit und Wirtschaft, um ihr Leben selbstbestimmt zu gestalten. Dabei betrachten wir ökonomische Bildung als Teil der Bildung für nachhaltige Entwicklung, die ökologische, soziale und wirtschaftliche Aspekte verbindet. Hamburg muss diese Ansätze weiter stärken, um Schüler*innen praxisnah auf die Zukunft vorzubereiten. Nachhaltiges Wirtschaften ist für uns eine Grundlage einer modernen und zukunftsfähigen Bildungspolitik. |
Antwort der SPD
Mit Blick auf die Themen Wirtschaft und Finanzen sind Hamburgs Schulen gut aufgestellt. Betrachtet man den Unterrichtsstundenanteil, der gemäß der Stundentafeln für die Behandlung dieser Themen (separat im eigenständigen Fach Wirtschaft, als Teil des Fachs PGW, im Rahmen der beruflichen Orientierung) sowie ergänzend in Projekten und sonstigen Vermittlungsformen (z. B. Schülerfirmen) zur Verfügung steht, werden diese Themenfelder im Verhältnis zu anderen, gesellschaftspolitisch ebenso relevanten Sachverhalten angemessen abgebildet. |
2. Verankerung von Ökonomischer Bildung
Antwort BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
Ökonomische Bildung ist fester Bestandteil der Bildungspläne in Hamburg. Sowohl im Fach Politik, Gesellschaft, Wirtschaft als auch im Fach Wirtschaft wird eine ökonomische Bildung vermittelt. Eine Stärke des Hamburger Stundentafelmodells ist, dass der Gestaltungsspielraum der Schulen, die für die individuelle Profilbildung genutzt wird, besonders hoch ist. So können Schulen vor Ort auf ihre individuellen Bedarfe eingehen. Insbesondere Themen der ökonomischen Bildung sehen wir neben dem existenten direkten Unterricht auch stark als Querschnittsaufgaben, da ökonomische Zusammenhänge sehr komplex sind. Wir setzen auf eine Kombination aus Wahlfreiheit der Schüler*innen und der Schulen. |
Antwort der SPD
Ökonomische (Grund-) Bildung ist an Hamburgs Schulen ein wichtiger Bestandteil schulischer Bildung. Dies gilt naturgemäß in der beruflichen Bildung, gleichermaßen aber auch für die allgemeinbildenden Schulen. An Letzteren bildet sich ökonomische bzw. Finanzbildung insbesondere ab • im Wirtschaftsanteil des Faches Politik/Gesellschaft/Wirtschaft (PGW), Zu unterscheiden wäre zwischen einer allgemeinen ökonomischen Grundbildung (eher im Fach PGW sowie in der beruflichen Orientierung) und einer spezielleren Finanz- bzw. finanz-wirtschaftlichen oder betriebswirtschaftlichen Bildung. Eine genaue Stundenzahl, mit der wirtschaftliche Themen an den Schulen im Rahmen der Sekundarstufe I unterrichtet werden, kann nicht angegeben werden. Die Stundentafeln für die Sekundarstufe I geben für die |
3. Förderung der finanziellen Allgemeinbildung
Aktuell gibt es Bemühungen seitens der Schul- und Finanzbehörden, die Finanzbildung an Hamburger Schulen zu stärken. Welche Maßnahmen zur Förderung der finanziellen Allgemeinbildung, insbesondere von Schülerinnen und Schülern, unterstützt Ihre Partei?
Antwort BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
Mit unseren starken Bildungsplänen im Bereich des PWG und Wirtschaftsunterrichts schaffen wir bei unseren Schüler*innen eine solide Grundlage. Themen der ökonomischen Bildung sind für uns darüber hinaus ein Querschnittssthema, das eine Teilkomponente in vielen Bildungsbereichen sein soll. |
Antwort der SPD
Aktuell gibt es Überlegungen, im Rahmen eines Projektes Expert*innen aus der Finanzwirtschaft zu gewinnen, die in Schulen ihr Tätigkeitsfeld und ihre Praxis erläutern. Orientiert wird sich hierbei am bereits laufenden Projekt „Schule mit Recht“, das in Kooperation mit der BJV durchgeführt wird. |
4. Finanzbildungsstrategie
Die OECD empfiehlt Deutschland, eine nationale Finanzbildungsstrategie zu entwickeln, um bundesweit die finanzielle Bildung der Bürgerinnen und Bürger zu fördern. Inwiefern beteiligen Sie sich an einer bundesweiten
Strategie, wenn eine neue Bundesregierung das Vorhaben vorantreibt?
Antwort BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
Für die Grünen Hamburg steht außer Frage, dass Schulen bei einer nationalen Finanzbildungsstrategie integriert werden müssen. Deshalb ist ein Austausch und eine gemeinsame Strategie gemeinsam mit den Kultusressorts der Länder auf Ebene der Kultusministerkonferenz (KMK) unerlässlich. Auch die Verbraucherzentrale Hamburg spricht sich für stärkere Finanzbildung an Schulen und anderen Bildungseinrichtungen aus. Sie unterstützt hierbei mit Bildungsangeboten im Bereich der Vermittlung von Kompetenzen im Bereich Finanzen und nachhaltigen Konsum. Diese Angebote richten sich gerade auch an junge Menschen. Schulen können auf diese Angebote zurückgreifen. |
Antwort der SPD
Es ist gute Tradition in Hamburg, die Arbeit der KMK (bzw. der neu gegründeten Bildungsministerkonferenz) aufmerksam zu begleiten und sich dort fachlich einzubringen. Dies wird auch der Fall sein, wenn sich die BMK mit Finanzbildung beschäftigen sollte. |
5. PISA Financial Literacy Assessment
Deutschland hat sich bisher nicht am PISA Financial Literacy Assessment, einer internationalen Vergleichsstudie der OECD zur finanziellen Allgemeinbildung, beteiligt. Werden Sie sich dafür einsetzen, dass Hamburg in Zukunft an dieser Studie teilnimmt?
Antwort BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
Die Entscheidung zur Teilnahme am PISA Financial Literacy Assessment wir nicht durch Bundesländer getroffen, sondern ist eine bundespolitische Entscheidung für das ganze Land. Deutschland hat sich in der Vergangenheit gegen eine Teilnahme entschieden, da finanzielle Bildung hierzulande nicht als eigenständiges Fach in den Lehrplänen verankert ist. Stattdessen werden finanzielle Themen oft fächerübergreifend, z. B. eben in Wirtschaft, Sozialkunde oder Mathematik, behandelt. Für Diskussionen über eine deutsche Teilnahme sind wir offen. |
Antwort der SPD
Vergleichsstudien auf internationaler Ebene wie das hier angesprochene PISA Financial Literacy Assessment basieren auf der Erhebung von Daten jeweils auf nationaler Ebene. Gezogen würden bei einer Teilnahme demnach Stichproben für die Bundesrepublik Deutschland insgesamt, nicht jedoch für einzelne Bundesländer. Befunde würden damit nur für Deutschland insgesamt erhoben bzw. generiert. Die Frage, ob Hamburg zukünftig an dieser PISA-Teilstudie teilnehmen würde, stellt sich insofern in dieser Form nicht. Allenfalls würden, einen entsprechenden Beschluss der KMK zur Teilnahme an der Studie vorausgesetzt, wenige Schulen Hamburgs als Teil der nationalen Stichprobe teilnehmen. Statistisch belastbare Aussagen zum Stand der wirtschaftlichen bzw. Finanzbildung an Hamburgs Schulen könnten aufgrund der Art und des Umfangs der Stichprobe hieraus nicht abgeleitet werden. Im Übrigen nahmen an der (letzten) PISA Financial Literacy Studie 2022 lediglich 14 der insg. 38 OECD-Staaten teil. |
6. Ausbildung der Wirtschaftslehrkräfte
Wirtschaftswissenschaftlich und -didaktisch grundständig ausgebildete Lehrkräfte gewährleisten ein hohes Niveau im Wirtschaftsunterricht. Wie stellen Sie sicher, dass Wirtschaftsunterricht durch gut ausgebildete
Lehrkräfte realisiert und fachfremder Unterricht vermieden wird?
Antwort BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
Für uns ist es zentral, dass Lehrer*innen in allen Fächern bestmöglich ausgebildet sein sollen. Sowohl Lehrer*innen, die das Fach PGW unterrichten, als auch den alleinigen Wirtschaftsunterricht erteilen, sollten hierfür gut qualifiziert sein. Wir qualifizieren Lehramtsstudierende im Fach Wirtschaft an der Universität Hamburg. |
Antwort der SPD
Für das Fach PGW findet eine grundständige allgemeine sozialwissenschaftliche Ausbildung mit Fakultas an der Universität Hamburg sowie anschließend im Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung statt. |
7. Berufliche Bildung
Die berufliche Orientierung unterstützt Schülerinnen und Schüler auf ihrem Weg in die Arbeitswelt. Was planen Sie, um die Berufsorientierung an Schulen zu stärken?
Antwort BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
Wir wollen Lehrkräfte schulen und Berufsorientierung als fächerübergreifendes Querschnittsthema verstehen. Die Berufsorientierung soll durch eine engere Verzahnung mit der Wirtschaft und berufspraktischen Modulen gestärkt und an allen allgemeinbildenden Schulen stattfinden, durch authentische Arbeits- und Ausbildungserlebnisse (z.B. Einblicke durch Betriebs- und Gewerkschaftsvertreter*innen, Auszubildende, Praktika, Betriebserkundungen) im Berufs- und Studienorientierungsunterricht. Alle Jugendlichen sollen am Ende ihrer Schulzeit eine begründete und realistische Berufswahlentscheidung treffen können und in der Lage sein, eine Ausbildung zu beginnen und erfolgreich zu absolvieren. Das Konzept der „Orientierungsmanager*innen”, die als Bindeglied zwischen Schulen und Unternehmen fungieren, wollen wir stärken. „Azubi Botschafter*innen”, die an Schulen über ihren Ausbildungsalltag berichten und für ihre Ausbildungsberufe, werben wollen wir vermehrt an allgemeinbildenden Schulen einsetzen. |
Antwort der SPD
Schule ist Betreuung, Begleitung, Ermöglichung und Verwirklichung. Sie ist aber auch Vorbereitung auf das Leben, die Ausbildung und die Berufswelt. Diese Vorbereitung gehört von Anfang an dazu. Wir haben Berufs- und Studienorientierung als selbstverständlichen Teil der Schulzeit fest verankert. Praxiserfahrungen, Kontakte zu verschiedenen Berufsfeldern und die Anforderungen einer modernen, digitalen Welt stehen im Fokus unserer Bildungspolitik. Wir übernehmen Verantwortung dafür, dass alle, die das Hamburger Bildungssystem durchlaufen, daraus eine maßgebliche Unterstützung für ihr weiteres Leben erfahren. Davon profitieren nicht nur die Jugendlichen selbst, sondern wir alle, weil daraus selbstbewusste junge Menschen hervorgehen, die demokratisch gebildet sind, als Fachkräfte unsere Gesellschaft stützen und ihren Platz in der Gemeinschaft finden. Mit praxisnahen, sinnvollen Übergangsmaßnahmen ermöglichen wir eine bundesweit einmalige Übergangsquote beim Wechsel von der Schule ins Berufsleben. Wir werden die berufliche Ausbildung gemeinsam mit den Partner*innen der beruflichen Bildung weiterentwickeln. |
8. Stärkung des Unternehmertums
Gesellschaftliche Transformationsprozesse sind in allen Bereichen auf unternehmerische Initiative und wirtschaftliche Innovationen angewiesen.
Welche Bildungsmaßnahmen werden Sie umsetzen, um die Gründungskultur zu fördern und unternehmerisches Denken und Handeln zu stärken?
Antwort BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
Eine lebendige Gründungslandschaft mit vielen innovativen Geschäftsideen ist lebenswichtig für unsere Wirtschaft. In puncto Vernetzung mit Unternehmen sowie beim Forschungstransfer herrschen in Hamburg gute Bedingungen für Start-up, die besser genutzt werde müssen. Die Nähe zu Hamburgs Hochschulen, das bestehende Start-up-Netzwerk, die Lebendigkeit der Kooperation mit bestehenden starken Unternehmen, das Hamburger Fördersystem sowie die Förderung der Gründer*innen-Kultur in Bildung und Wissenschaft (Entrepreneurship-Education bilden eine gute Basis. Hamburg braucht aber eine Start-up-Strategie, die mit unserer Innovationsstrategie und mit den Bildungsinstitutionen verzahnt ist. |
Antwort der SPD
Es ist unser Ziel, die Gründungskompetenz und -sensibilisierung durch mehr Entrepreneurship Education zu stärken. Das Zentrum Schule & Wirtschaft, das am Hamburger Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung angesiedelt ist, unterstützt die Gründung von „Schülerunternehmen“ und fördert so unternehmerisches Denken von Schüler*innen. Die Behörde für Wirtschaft und Innovation fördert aktuell die drei Projekte „SchulexStartups“, „die Zukunftsunternehmer“ und „IW Junior Schülerfirmen“, welche Projektwochen zur Stärkung des Unternehmensgeistes und der Future Skills (mit Entrepreneurship-Fokus) in Hamburger Schulen durchführen. Über die Förderrichtlinie PROFI-Impuls (Update Hamburg) wird 2025 ein Impact Battle für Schülerinnen und Schüler gefördert. Hier soll insbesondere Gründungskompetenz im Social Entrepreneurship gestärkt werden. Darüber hinaus wird die Dachinitiative Entrepreneurship Education (Young Makers) gefördert. Umgesetzt wird das Projekt durch Hamburg Invest. Die Dachinitiative Young Makers verfolgt das Ziel, Entrepreneurship Education in Hamburg zu stärken und fungiert als Schnittstelle zwischen Schulen, Unternehmen und anderen Bildungsinitiativen. Sie trägt so dazu bei, eine unternehmerische Kultur in Hamburgs Bildungssystem durch mehr Sichtbarkeit und Bündelung der Kompetenzen zu etablieren, sowie die Ausbildung der „Future-Skills“ strukturell zu fördern. |