
BÖB KONGRESS 2024
Ökonomische Bildung konkret: Innovativ – nachhaltig – zukunftsfähig
Dienstag, 1. Oktober 2024, 9:30 bis 16:30 Uhr, Hotel MOA Berlin, Stephanstr. 41, 10559 Berlin
Wirtschafts- und Finanzbildung ist eine Schlüsselkompetenz. Sie unterstützt junge Menschen dabei, fundierte Entscheidungen zu treffen und besser im Leben zurechtzukommen. Sie trägt dazu bei soziale Ungleichheiten abzubauen, sozialen Aufstieg zu ermöglichen, Generationen-, Bildungs- und Chancengerechtigkeit zu fördern und gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken. Auf dem BÖB KONGRESS 2024 ging es unter anderem um die Anforderungen an die (Ökonomische) Bildung der Zukunft und die Fragen, wie Bildung und unser Bildungssystem in Zukunft aussehen können und sollten, und was dies für die Ökonomische Bildung bedeutet.
Auch ging es um gute Rahmenbedingungen und darum, wie Ökonomische Bildung spannend vermittelt werden kann sowie die Frage, wie Ökonomische Bildung ihre Kraft und ihren Beitrag für mehr Chancen- und Bildungsgerechtigkeit, für gesellschaftliche Teilhabe und damit für die Stärkung unserer Demokratie entfalten kann. Den Stream können Sie hier verfolgen. Zudem haben wir für Sie die Tagungsunterlagen zum Kongress hier hinterlegt.
Wer nichts weiß, muss viel glauben
In ihrer Begrüßungsrede hob Verena von Hugo, Vorstandsvorsitzende des Bündnis Ökonomische Bildung Deutschland (BÖB) die Bedeutung ökonomischer Bildung hervor, insbesondere für junge Menschen, die sich ausdrücklich mehr Wissen über Wirtschaft und Finanzen wünschen. Diese Bildung, so von Hugo, stärke nicht nur die Mündigkeit der jungen Generation, sondern auch die Gesellschaft und Demokratie.
BÖB-Vorstandsvorsitzende Verena von Hugo
Angesichts aktueller Herausforderungen – wie einer schrumpfenden Wirtschaft, politischer Radikalisierung und einem belasteten Bildungssystem – sei die Förderung ökonomischer Bildung dringender denn je. Sie zitierte Studien, die belegen, dass Jugendliche sich Sorgen um ihre Zukunft, die Inflation, die gesellschaftliche Spaltung und ihre Gesundheit machen. Ökonomische Bildung könne hier Orientierung bieten. „Wer nichts weiß, kann keine kritischen Fragen stellen. Wer nichts weiß, muss viel glauben“, so von Hugo.
Wirtschaft muss in die Schule und Schule muss in die Wirtschaft – Man muss nur wollen
Was muss sich an den Strukturen verändern, um Ökonomische Bildung besser zu verankern? Dieser Frage widmete sich neben Prof. Dr. Carmela Aprea, Direktorin des Mannheim Institute for Financial Education (MIFE), Inhaberin des Lehrstuhls für Wirtschaftspädagogik an der Universität Mannheim und Univ. Prof. Dr. Bettina Fuhrmann, Professorin für Wirtschaftspädagogik an der Wirtschaftsuniversität Wien (WU), auch Jürgen Böhm, Bildungsstaatssekretär des Landes Sachsen-Anhalt.
Jürgen Böhm, Bildungsstaatssekretär des Landes Sachsen-Anhalt während seines Eingangsstatements „Was muss sich an den Strukturen verändern, um Ökonomische Bildung besser zu verankern?“
Besonders betonte Böhm die Einführung des Pflichtfachs Wirtschaft in der Sekundarstufe, das durch eine Umverteilung der Stunden möglich wird, ohne die Gesamtstundenzahl zu erhöhen. „Zentrales Element zur Förderung von Ökonomischer Bildung ist die Implementierung eines Faches Wirtschaft in allen Schulformen der Sekundarstufen 1 und 2. Hierfür muss die Anpassung der jeweils geltenden Stundentafeln vorgenommen und entsprechende Stundenkontingente eingerichtet werden. Darüber hinaus ist die Ausbildung der Lehrkräfte so zu strukturieren, dass diese mit den notwendigen Voraussetzungen ausgestattet werden“, so Böhm. Abschließend betonte er, dass der politische Wille entscheidend für den Erfolg der Reformen sei.
Ökonomische Bildung konkret – Best practice-Beispiele aus der Praxis
Präsentierten Best Practices aus ihren Schulen: Janosch Schierke, Dr. Jean Marie Schwarzkopf und Johannes Heuser.
Interessante Einblicke in konkrete Praxisbeispiele zur Förderung der ökonomischen Bildung an Schulen gewährten die Lehrkräfte Dr. Jean Marie Schwarzkopf (Gymnasium Eppendorf), Janosch Schierke (Herbartgymnasium Oldenburg) und Johannes Heuser, Fachreferent für die Fächer WBS / Wirtschaft an allg. bildenden Gymnasien am Regierungspräsidium Tübingen, Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung Baden-Württemberg. Schwarzkopf, Träger des Deutschen Lehrkräftepreises 2023, stellte zum Beispiel die von ihm initiierte „Börsenclub AG“ vor, eine Plattform, um interessierten Anlegerinnen und Anlegern einen fachkundigen Austausch zu Themen der finanziellen Bildung an den Schulen anzubieten. Dabei werden Kompetenzen der kritischen Analysefähigkeit und ein verantwortungsvoller Umgang mit Geld und Investitionen gefördert, um den Auswirkungen des niedrigen Leitzinses, des sinkenden Rentenniveaus und der fehlenden finanziellen Bildung in der Europäischen Währungsunion zu begegnen. Einmal im Monat beschäftigt sich die Börsenclub AG intensiv mit Themen wie Aktien, Börse, Immobilien, Zinsen, Dividenden, Kursgewinne und Kryptowährungen.
Politische Talkrunde
An der politischen Talkrunde am Nachmittag nahmen teil: Dr. Jens Brandenburg, Parlamentarischer Staatssekretär bei der Bundesministerin für Bildung und Forschung Katharina Günther Wünsch, Senatorin für Bildung, Jugend und Familie des Landes Berlin und 2. Vizepräsidentin der Kultusministerkonferenz Sven Winkler, Vorsitzender des Allgemeinen Schulleitungsverbands Deutschland, Fabian Schön, Generalsekretär der Bundesschülerkonferenz und Katharina Wimmer, Botschafterin der Stiftung für Generationengerechtigkeit und Mitarbeiterin der Jugend Enquete Kommission e. V. Die Moderation übernahm BÖB-Vorstandsmitglied Sven Schumann.
Fazit: Die junge Generation fordert entschlossenes und schnelles Handeln, um die Wirtschafts- und Finanzbildung in den Schulen zu stärken und sie besser auf die Herausforderungen des Lebens vorzubereiten. Im Rahmen der Initiative der vom Bundesfinanzministerium und dem Bundesministerium für Bildung und Forschung initiierten Finanzbildungsstrategie, zu der die OECD kürzlich ihre Empfehlungen ausgesprochen hat, ist hier Bewegung. Doch ohne die Einbeziehung der Schulen und die Mitarbeit der Länder wird die Finanzbildungsstrategie ihre volle Wirkung nicht entfalten können. Katharina Günther-Wünsch und Dr. Jens Brandenburg betonten beide die Bedeutung der Finanzbildung für unsere Gesellschaft und signalisierten den Willen zur Zusammenarbeit.
Alle Teilnehmenden waren sich einig, dass Kommunikation und Zusammenarbeit entscheidende Schritte sind, um die Bildungsherausforderungen zu meistern.
Den gesamten BÖB-Kongress mit allen Impulsvorträgen und Diskussionsrunden können Sie unter dem folgenden Link nachverfolgen:
https://www.youtube.com/live/TBUHcF4R1VM
Den gesamten Bericht über den Kongress finden Sie in den Tagungsunterlagen.
Text: Dr. David Wawrzinek, Fotos: Jens Schicke
Mit dabei waren:
Verena von Hugo, Vorsitzende des Vorstands des BÖB
Prof. Dr. Olaf Köller, Co-Vorsitzender der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission der Kultusministerkonferenz (SWK), IPN – Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik, Kiel
Prof. Dr. Dirk Loerwald, Vorstandsmitglied des BÖB
Prof. Dr. Carmela Aprea, Direktorin des Mannheim Institute for Financial Education (MIFE), Inhaberin des Lehrstuhls für Wirtschaftspädagogik an der Universität Mannheim
Univ. – Prof. Dr. Bettina Fuhrmann, Professorin für Wirtschaftspädagogik an der Wirtschaftsuniversität Wien (WU) und Leiterin des Instituts für Wirtschaftspädagogik sowie des Bereichs Soziale Kompetenz
Jürgen Böhm, Staatssekretär für Bildung des Landes Sachsen-Anhalt
Johannes Heuser, Fachreferent für die Fächer WBS / Wirtschaft an allg. bildenden Gymasien am Regierungspräsidium Tübingen, Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung Baden-Württemberg
Janosch Schirke, Herbartgymnasium Oldenburg, Vorsitzender von VÖBAS
Dr. Jean Marie-Schwarzkopf, Leiter der finanziellen Bildung am Gymnasium Eppendorf, Hamburg
Dr. Jens Brandenburg, Parlamentarischer Staatssekretär bei der Bundesministerin für Bildung und Forschung
Katharina Günther-Wünsch, Senatorin für Bildung, Jugend und Familie des Landes Berlin und 2. Vizepräsidentin der Kultusministerkonferenz
Sven Winkler, Vorsitzender des Allgemeinen Schulleitungsverbands Deutschland
Fabian Schön, Generalsekretär der Bundesschülerkonferenz
Katharina Wimmer, Botschafterin der Stiftung für Generationengerechtigkeit, Mitarbeiterin der Jugend-Enquete-Kommission e.V.
Sven Schumann, stellvertretender Vorsitzender des BÖB
Dr. Michael Koch, Institut für Ökonomische Bildung
Wir danken unseren Unterstützer:innen: