Landtagswahl am 8. Oktober 2023

WAHLPRÜFSTEINE HESSEN

Das Bündnis Ökonomische Bildung Deutschland (BÖB) ist ein von Lehrkräften, Verbänden, Stiftungen, Wirtschaft und Wissenschaft getragener gemeinnütziger Verein. Unser Ziel ist die Stärkung der Ökonomischen Bildung als Lösungsfaktor zur Bewältigung aktueller gesellschaftlicher Herausforderungen und Förderung von Teilhabe und Chancengerechtigkeit. Deswegen geben wir dem Anliegen der Ökonomischen Bildung eine Stimme, schärfen das gesellschaftliche Bewusstsein für die grundlegende Bedeutung der ökonomischen Bildung, fördern die Zusammenarbeit zwischen Schulen, Hochschulen, Behörden, Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft und schaffen Gelegenheiten zum Austausch von Erfahrungen und Best Practices. Mit den folgenden Fragen haben wir uns an ausgewählte Parteien gewendet, die sich um den Einzug in den 21. Landtag des Landes Hessen bewerben. Sofern noch weitere Antworten eingehen, werden wir diese ebenso hier veröffentlichen.

1. Finanzbildung und Verbraucherschutz

Mit der Novelle des Hess. Schulgesetzes wurde „Finanzbildung und Verbraucherschutz“ als Aufgabengebiet der besonderen Bildungs- und Erziehungsaufgaben der Schulen definiert. Welche Maßnahmen planen Sie, damit Schüler mehr Kompetenzen in den beiden Teilgebieten der Ökonomischen Bildung erwerben?

Antwort BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Die Auseinandersetzung unserer Schüler*innen mit ökonomischen Themen stellt gerade in der heutigen Zeit eine wichtige Aufgabe dar. Inhalte der ökonomischen und finanziellen Bildung sind deswegen in Hessen in allen Bildungsgängen der Sekundarstufe I im Fach Politik und Wirtschaft (PoWi) curricular verankert. Die Stundentafel haben wir in dieser Legislaturperiode bereits ausgebaut, sodass PoWi in allen Bildungsgängen von Klasse 5-10 durchgängig mindestens mit einer Wochenstunde stattfindet. In der Qualifikationsphase der gymnasialen Oberstufe haben wir eine Belegverpflichtung für „PoWi“ eingeführt, die an anbietenden Schulen auch durch das Fach Wirtschaftswissenschaft erfüllt werden kann. In einem nächsten Schritt wollen wir die Stundentafel für PoWi in allen Bildungsgängen der Sekundarstufe I um eine weitere Unterrichtsstunde ausbauen. In diesem Zuge wollen wir u.a. dafür sorgen, dass Fragen des Verbraucherschutzes und nachhaltigen Konsums, Grundlagen des Steuer- oder Versicherungssystems sowie der Finanzbildung, insbesondere das Thema Altersvorsorge, einen höheren Stellenwert erhalten.

Antwort der CDU

Bildung ist der Schlüssel für ein erfolgreiches Leben und lebenslanges Lernen das Leitmotiv unserer hessischen Bildungspolitik. Wir haben in Hessen Bildung in den Mittelpunkt gestellt und die Bildungsinvestitionen stetig gesteigert. Im Jahr 2024 überschreitet der Bildungsetat mit 5,1 Milliarden Euro erstmals die Marke von fünf Milliarden Euro. Wir stehen für unser Chancenschulsystem mit verschiedenen Schulformen, das auf den Prinzipien des Forderns und Förderns aufbaut und die bestmögliche Bildung jedes Einzelnen besser ermöglicht als eine Zwangseinheitsschule. Auf dem Fundament einer stabilen und vielfältigen Schullandschaft setzen wir den eingeschlagenen Modernisierungskurs an unseren Schulen fort. Dabei ist selbstverständlich, dass sich Schule an sich verändernde gesellschaftliche Entwicklungen anpasst. Das Schulsystem in Hessen wie auch in anderen Ländern hat sich im Laufe der Zeit stetig verändert, basierend auf den gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und technologischen Entwicklungen.

Wir führen damit verbunden ein Update der Lehrinhalte durch, um in Zukunft mehr praktische Lebenskompetenzen in der Schule zu vermitteln. Junge Menschen müssen frühzeitig lernen, wie man Verträge abschließt, für das Alter vorsorgt, sich gesund ernährt oder mit Fake-News im Internet umgeht. Die CDU-geführte Landesregierung hat in diesem Zusammenhang

ausdrücklich verdeutlicht, dass auch Finanzbildung und Verbraucherschutz zu den besonderen Bildungs- und Erziehungsaufgaben gehören. Diesem Bekenntnis wollen wir noch mehr praktische Bedeutung beimessen, indem wir Schritt für Schritt die Kerncurricula in den Schulfächern fortentwickeln und damit sicherstellen, dass im Sinne einer besseren Vergleichbarkeit überall in Hessen bestimmte Lerninhalte standardmäßig unterrichtet werden.

Das Lehrplanangebot hat sich erweitert und wird stetig an die Bedürfnisse einer sich verändernden Gesellschaft angepasst. Mit einer Stärkung von Informatik, Politik und Wirtschaft oder dem neuen Schulfach „Digitale Welt“ reagieren wir auf gesellschaftliche Entwicklungen. Als bundesweiter Vorreiter haben wir mit dem Unterrichtsfach „Digitale Welt“ ein Pilotprojekt gestartet, das die notwendigen Kompetenzen des digitalen Zeitalters mit Inhalten aus der ökonomischen und ökologischen Bildung vermittelt. Wir werden unser Schulfach Digitale Welt flächendeckend in Hessen als Regelfach für die Jahrgangsstufen 5 und 6 einführen.

Die schwach ausgeprägte Aktienkultur ist ein Problem für den Wohlstand und den Vermögensaufbau unserer Bevölkerung. Deshalb wollen wir künftig spätestens in den Abschlussjahrgängen in allen Schulformen mindestens eine Woche für die Wissensvermittlung rund um das Themenfeld Börse und Aktien vorsehen.

Wir wollen auch die Lehrmaterialien u.a. in Mathematik sowie Politik und Wirtschaft darauf untersuchen, ob das Themenfeld stärker eingearbeitet werden kann.

Ergänzend wird auf die Antwort zu Frage 5 verwiesen.

Antwort der FDP

Wir Freie Demokraten begrüßen, dass Finanzbildung und Verbraucherschutz, zwei Teilgebiete der ökonomischen Bildung, als besondere Bildungs- und Erziehungsaufgabe Eingang ins Schulgesetz gefunden haben.
Gleichwohl gilt: Papier ist geduldig. Der gesetzlich verankerte Vorsatz muss in der Praxis mit Leben gefüllt werden.

Wir wollen Lehrmaterialien und Informationen zur ökonomischen Bildung bündeln und den Schulen über die digitalen Plattformen zur Verfügung stellen. Dabei sollte auch eine Schnittstelle zum geplanten Portal des Bundes geprüft werden.
Die Themengebiete Wirtschaft und Finanzen müssen im PoWi-Unterricht weiter gestärkt werden. Dafür wollen wir die Kerncurricula überarbeiten und nicht mit zahlreichen Einzelthemen überfrachten: Kern der Überarbeitung sollte die Konzentration auf die Vermittlung ökonomischer Grundkompetenzen und Konzepte sein. Schülerinnen und Schüler sollen ein Grundverständnis über das Zusammenwirken von Unternehmen, privaten Haushalten und dem Staat in einer funktionierenden sozialen Marktwirtschaft entwickeln. Daneben sollte auch die praktische Anwendbarkeit in den Blick genommen werden.

Neben einem Ausbau des Fortbildungsangebots ist die Einbindung außerschulischer Akteure für uns Freie Demokraten ein wichtiges Werkzeug, um verschiedene Themen in den Schulen besser vermitteln zu können. Dies gilt insbesondere auch im Bereich der ökonomischen Bildung. Kooperationen mit außerschulischen Akteuren wollen wir daher ausbauen.

Die Arbeit des Netzwerks Ökonomische Bildung werden wir in weiter unterstützen.
Wenn die notwendigen Voraussetzungen wie insbesondere die Verbesserung der Lehrkräfteausbildung geschaffen wurden, wollen wir es den Schulen zudem ermöglichen, das Fach Politik und Wirtschaft auf zwei Fächer aufzuteilen.

2. Nationale Finanzbildungsstrategie

Im März 2023 stellten die Bundesbildungsministerin und der Bundesfinanzminister „Eckpunkte für finanzielle Bildung“ vor. Wie stellen sie sicher, dass Schulen zukünftig in eine nationale Finanzbildungsstrategie integriert werden und Zugang zu finanzieller Bildung erhalten?

Antwort BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Wie in vielen anderen Fragen findet auf Ebene der Kultusministerkonferenz (KMK) auch zum Thema ökonomische Bildung und Finanzbildung ein Austausch statt. Hessen orientiert sich in diesen Fragen bspw. an der KMK-Empfehlung zur „Verbraucherbildung an Schulen“ und ist insofern durchaus in bundesweite Strategien eingebunden. Die von der Bundesregierung vorgestellten Eckpunkte für finanzielle Bildung, insbesondere die Ankündigung, eine aktuelle Finanzbildungsstrategie erarbeiten und eine zentrale Fortbildungsplattform schaffen zu wollen, begrüßen wir und wollen dies von Landesseite gerne begleiten und unterstützen.

Antwort der CDU

Wir begrüßen, dass die Bundesregierung angekündigt hat, sich für eine Stärkung der finanziellen und ökonomischen Bildung der Schülerinnen und Schüler einbringen zu wollen, auch wenn der Bund in Bildungsangelegenheiten keinerlei Regelungskompetenz besitzt. Das Eckpunktepapier von Bundesbildungsministerin und Bundesfinanzminister ist uns bekannt. Leider ist wie auch bei vielen anderen Ankündigungen der Ampelregierung im Bund nach der medienwirksamen Ankündigung des Eckpunktepapiers bisher keinerlei konkrete Maßnahme zur Umsetzung gefolgt.

Wir als CDU in Hessen handeln. Hierzu wird auf die Antwort zu Frage 1 und die dort dargestellten Maßnahmen verwiesen.

Antwort der FDP

Die nationale Finanzbildungsstrategie ist ein wichtiger Impuls aus der Bundespolitik, den wir außerordentlich begrüßen. Deutschland war nach 16 Jahren unionsgeführter Bundesregierung das einzige OECD-Land ohne nationale Finanzbildungsstrategie – diesen Zustand haben Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger und Bundesfinanzminister Christian Lindner gemeinsam beendet. Da Bildungspolitik in den originären Zuständigkeitsbereich der Bundesländer fällt, ist es jetzt dringend notwendig, die ökonomische Bildung in Hessen ernsthaft anzugehen.

3. Berufsorientierung

Was planen Sie, um die Berufsorientierung an Schulen zu stärken und frühzeitig ein Matching von Neigungen, Fähigkeiten und Wünschen der Schülerinnen und Schüler mit den Möglichkeiten des Bildungssystems und den Anforderungen des Arbeitsmarktes zu erreichen?

Antwort BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Wir haben die Berufsorientierung in Hessen durch verbindlichere Vorgaben zur Umsetzung von Aktivitäten durch die allgemeinbildenden Schulen deutlich gestärkt. So müssen alle weiterführenden Schulen ein schuleigenes fächerübergreifendes Curriculum entwickeln, das unter anderem mindestens eine Kooperation mit Unternehmen, Betrieben oder Hochschulen im räumlichen Umfeld der Schule, eine Kompetenzfeststellung aller Schüler*innen in Vorbereitung anknüpfender Orientierungsmaßnahmen, zwei mindestens zweiwöchige Betriebspraktika und ein qualifiziertes Bewerbungstraining für alle Schüler*innen vorsieht. Insbesondere an Gymnasien wollen wir aber die berufliche Orientierung und die Ausbildungsfähigkeit noch weiter stärken, u.a. durch Wahl-Pflicht-Angebote in handwerklichen, gesundheitlichen und anderen berufsorientierten Bereichen und außercurriculare Angebote wie Praktika und Orientierungswochen. Wir wollen insbes. längere Praktikumsphasen von mind. vier Wochen mit wechselnden Praktikumsstätten im handwerklichen, gesundheitlichen oder sozialen Bereich einführen. An Gymnasien sollen bereits zwei Praktika in der Sek. I und ein weiteres zu Beginn der Sek. II abgeleistet werden.

Durch das Pilotprojekt „Digitale Welt“ wird derzeit zudem ein neues Unterrichtsfach erprobt, in dem informatische Grundlagen, Medienbildung sowie ökonomische und ökologische Fragestellungen miteinander verknüpft werden. Wir wollen das Projekt evaluieren und auf dieser Grundlage grundlegende Kompetenzen aus diesen Bereichen fest in den Lehrplänen verankern. Zudem sind wir

der Überzeugung, dass sich die verändernden Anforderungen der Arbeitswelt stärker in einer neuen Unterrichts-, Lern- und Prüfungskultur widerspiegeln müssen, die weniger auf die kurzfristige Anhäufung und Wiedergabe von Wissen und Prüfungsdruck als mehr auf individuelle Lernbegleitung, Methodenvielfalt und guten Unterricht mit bewertungsfreien Phasen setzt. Bei der Beurteilung der Schüler*innen wollen wir deswegen die Methodenvielfalt stärken, klassische Leistungsnachweise wie Klassenarbeiten in ihrer Häufigkeit reduzieren und durch alternative Formate ergänzen.

Antwort der CDU

Wir als CDU Hessen bekennen uns zur Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung und einer erfolgreichen Berufsorientierung. Wirtschaft, Wohlstand und Fachkräftesicherung brauchen handwerklich begabte Schulabgängerinnen und Schulabgänger ebenso wie jene, die eine universitäre Ausbildung anstreben.

Die berufliche Orientierung der Schüler hat für uns dabei eine zentrale Bedeutung. Sie ist die Grundlage, um dem steigenden Fachkräftebedarf wirksam zu begegnen. Jugendliche sollen am Ende ihrer schulischen Laufbahn in der Lage sein, eine ihren individuellen Kompetenzen und Begabungen entsprechende, fundierte Berufs- oder Studienwahlentscheidung zu treffen. Dazu gehört auch, den Schülern sowie ihren Eltern vor Augen zu führen, dass alle schulischen Abschlüsse vielfältige Chancen für ein erfüllendes Berufsleben eröffnen.

Das Erfolgsmodell der dualen Ausbildung ist hierbei ein Garant dafür, dass Hessen eine im internationalen Vergleich sehr niedrige Jugendarbeitslosigkeit aufweist. Damit jeder Jugendliche seine beruflichen Chancen nutzen kann, haben wir die berufliche Orientierung in den vergangenen Jahren in allen Bildungsgängen gestärkt.

Und wir werden die Berufliche Bildung, beginnend bei der Berufsorientierung bis hin zur dualen Ausbildung an Berufsschulen auch künftig weiter stärken und setzen dafür unter anderem folgende Maßnahmen um:

  • Wir wollen jungen Menschen den Goldenen Boden des Handwerks und einer beruflichen Bildung vermitteln und die Zukunftsperspektiven für die berufliche Ausbildung steigern.
  • Wir bekennen uns zum praxisnahen Konzept der Mittelstufenschule mit einem Schwerpunkt auf dem ländlichen Raum und wollen sie als Schulform durch eine besondere Mittelzuweisung und den Ausbau von Kooperationen mit Betrieben explizit fördern.
  • Wir wollen auch in Zukunft die duale Ausbildung als Eintrittskarte für berufliche und persönliche Weiterentwicklung stärken.
  • Angebote zur beruflichen Orientierung setzen bereits in der Grundschule an und werden im Laufe der Bildungskarriere in allen Schulformen bis zum jeweiligen Abschluss zielgerichtet fortgesetzt. Wirwollen das Handwerk bereits in der Grundschule und der Sekundarstufe I durch Kooperation mit Beruflichen Schulen, auch im Ganztag, stärken.
  • Die Initiative „Deine Zukunft #REAL:DIGITAL“ als neues Informations– und Mitmachangebot zur beruflichen Orientierung an Schulen weiten wir auf weitere Berufsfelder aus.
  • Der „Schulversuch Berufsfachschule“ zum Übergang in Ausbildung soll flächendeckend ausgeweitet werden. Damit werden Schüler ohne Abschluss angesprochen, um sie zur Ausbildungsreife zu führen.
  • Die Werbemaßnahmen für Erzieher- und Pflegeberufe, die durch eine schulische Ausbildung vermittelt werden, wollen wir intensivieren.
  • Unsere Fachkräftecamps, in denen möglichst viele junge Menschen ab 14 Jahren die Möglichkeit erhalten Zukunftsberufe in Gesundheit und Pflege kennenzulernen und für sich zu entdecken, wollen wir fortführen und auch auf andere Berufsgruppen ausweiten.
  • Wir wollen einen „Tag des Handwerks“ an allen allgemeinbildenden Schulen in Hessen einführen.
  • Unsere bestehenden Ausbildungsförderprogramme wollen wir fortführen und an die neuen Bedingungen des Arbeitsmarktes anpassen.
  • Die Verbundausbildung, die besondere Ausbildungsplatzförderung für Hauptschülerinnen und Hauptschüler und das Förderprogramm für Abbrecher, Altbewerber und Jugendliche mit erhöhtem Sprachförderbedarf haben sich als wichtige Beiträge zur Fach- und Arbeitskraftgewinnung etabliert und sind auch wichtige Instrumente zur Vermittlung in den von Menschen in den Arbeitsmarkt.
  • Der Meisterbrief ist Zeichen von Qualität und hoher Qualifikation. Die Meister-, Techniker- und Fachwirt-Ausbildung werden wir kostenfrei machen und eine Aufstiegsförderung etablieren, die finanzielle Barrieren für Fort- und Weiterbildung abbaut.
  • Das Konzept „Zukunftsfähige Berufsschule” werden wir fortführen und umsetzen, damit alle Berufsschulstandorte erhalten bleiben und die duale Ausbildung und der ländliche Raum gestärkt werden.
      Antwort der FDP

      Wir Freie Demokraten wollen die Berufsorientierung und -beratung in allen Bildungsgängen intensivieren, damit die Quote derer, die eine Ausbildung beziehungsweise ein Studium abbrechen, möglichst gering ist. Sie sollte praxisorientiert und in Kooperation mit außerschulischen Partnern in Wirtschaft und Verwaltung gestaltet und fest in der schulischen Biografie verankert werden.

      Berufsorientierung und -beratung müssen rechtzeitig über Ausbildungsmöglichkeiten informieren und diese auch ausprobieren lassen. Auch die Vernetzung der allgemeinbildenden mit den beruflichen Schulen sollte in diesem Zusammenhang verbessert werden.

      Da immer mehr Eltern höhere Bildungsabschlüsse für ihre Kinder anstreben, sind diese frühzeitig einzubeziehen und auf Anschlussmöglichkeiten hinzuweisen. Dabei soll die Gleichwertigkeit akademischer und beruflicher (Aus)Bildung betont werden.

      Um mehr Einblicke ins Berufsleben zu ermöglichen, wollen wir die Anzahl der Praktika erhöhen und insbesondere freiwillige Zusatzpraktika z. B. zwischen Notenschluss und Schuljahresende erleichtern.

      4. Ausbildung der Wirtschaftslehrkräfte

      Die Oebix-Studie aus dem Jahr 2021 hat Optimierungspotenziale vor allem in der Wirtschaftslehrkräftebildung in Hessen identifiziert. Wie beabsichtigen Sie die Wirtschaftslehrkräftebildung in Hessen an die fachwissenschaftlichen und fachdidaktischen Erfordernisse anzupassen?

      Antwort BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

      Wir werden prüfen, welche konkreten fachwissenschaftlichen und fachdidaktischen Optimierungspotenziale es im Bereich des Lehramtsstudiums für das Fach „Politik und Wirtschaft“ in Hessen gibt und auf dieser Grundlage gemeinsam mit den betreffenden Universitäten und der Lehrkräfteakademie weitere Schritte beraten.

      Antwort der CDU

      Wirtschaftliche Kenntnisse und Kompetenzen gehören zur Allgemeinbildung. Sei es bei der privaten Geldanlage, bei Konsumentscheidungen oder auch ganz schlicht bei der späteren Berufswahl. Deswegen müssen diese den Schülern bereits in der Schule verzahnt mit dem bekannten Fächerkanon vermittelt werden. Wie bereits erwähnt, werden wir ein Update der Lehrinhalte durchführen, um in Zukunft mehr praktische Lebenskompetenzen in der Schule zu vermitteln und dabei ein besonderes Augenmerk auf ökonomische Bildung legen.

      Die Grundlage dazu sind gut ausgebildete Lehrkräfte, die nach den aktuellen fachwissenschaftlichen und fachdidaktischen Erfordernissen ausgebildet werden. Daher werden wir die Inhalte der Lehrkräfteausbildung auch im Bereich „Wirtschaftslehrkräftebildung“ in den beiden ersten Phasen evaluieren und an die aktuellen Herausforderungen anpassen. Mit dem Update der Lehrinhalte werden wir auch ein Update der Ausbildungsinhalte durchführen.

      Antwort der FDP

      Wir Freie Demokraten nehmen die Ergebnisse der Oebix-Studie als Handlungsauftrag wahr. Wir fordern daher die Einrichtung eines wirtschaftsdidaktischen Lehrstuhls in Hessen, der so adäquat ausgestattet ist, dass hier auch eine Koordinierungsfunktion für die ökonomische Bildung in Hessen insgesamt stattfinden kann. So kann gerade den fachdidaktischen Erfordernissen besser Rechnung getragen werden.

      5. Fort- und Weiterbildungen für Lehrkräfte

      Was ist an Fort- und Weiterbildungen geplant, um Lehrkräfte für die oben genannten Themenbereiche wie finanzielle Allgemeinbildung und Berufsorientierung zu qualifizieren?

      Antwort BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

      Die Fortbildungsangebote zur ökonomischen Bildung für Lehrkräfte wurden in den letzten Jahren deutlich ausgebaut und qualitativ gestärkt – teilweise werden diese bspw. in Kooperation mit der Deutschen Bundesbank und der Verbraucherzentrale Hessen e. V. durchgeführt. Diese Anstrengungen wollen wir fortführen.

      Im Rahmen der jüngsten Novelle des Hessischen Lehrkräftebildungsgesetzes haben wir die Berufliche Orientierung zudem als verbindliches Querschnittsthema in allen drei Phasen der Lehrkräftebildung verankert und somit auch jenseits der curricularen Ebene gestärkt. In diesem Zuge werden entsprechend auch die Fortbildungsangebote im Bereich der beruflichen Orientierung weiter ausgebaut werden.

      Antwort der CDU

      Gut und modern ausgebildete Lehrkräfte und davon gibt es viele in Hessen sind ein entscheidender Faktor für den Bildungserfolg junger Menschen. Gleichzeitig sind die Anforderungen an Lehrkräfte in den vergangenen Jahren vielfältiger und anspruchsvoller geworden. So haben mit der Integration von Schülerinnen und Schülern nichtdeutscher Herkunftssprache, der Medienbildung und Digitalisierung, der Förderung der Bildungssprache Deutsch sowie der Ganztagsbeschulung und beruflichen Orientierung viele weitere Bereiche und Aufgaben an Bedeutung gewonnen.

      Als Reaktion auf diese Trends haben wir die berufliche Orientierung sowie die weiteren genannten und zusätzlichen Anforderungen wie bspw. die Vermittlung der Bildungssprache Deutsch oder die Digitalisierung als verbindlichen Bestandteil aller drei Phasen der Lehrkräftebildung vom Studium, über den Vorbereitungsdienst bis hin zur Fortbildung verankert. Damit werden unsere Lehrkräfte von heute und morgen noch gezielter und noch besser auf die Herausforderungen der Zukunft vorbereitet.

      Im Rahmen der Wissensvermittlung zur finanziellen Allgemeinbildung wie z.B. rund um das Themenfeld Börse und Aktien und deren stärkerer Einarbeitung in die Lehrmaterialien u.a. in Mathematik sowie Politik und Wirtschaft werden wir auch entsprechende Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten schaffen.

      Darüber hinaus werden wir prüfen, auch die finanzielle Allgemeinbildung als verbindlicher Bestandteil aller drei Phasen der Lehrerbildung zu verankern.

      Antwort der FDP

      Die Grundlage guter Bildung sind gut ausgebildete Lehrkräfte und ein breites und qualitativ hochwertiges Fortbildungsangebot.
      Wir wollen das Fortbildungsangebot im Bereich der ökonomischen Bildung ausweiten, um die Vermittlung ökonomischer Bildung an den Schulen zu verbessern.

      Mit Blick auf die Stärkung von Fortbildungsmöglichkeiten insgesamt fordern wir eine/n Fortbildungsbeauftragte/n an jeder Schule sowie eine Erhöhung des Fortbildungsbudgets, um auch private Angebote angemessen miteinbeziehen zu können.
      Auch um die Bereitschaft der Lehrkräfte, an Fortbildungen teilzunehmen, weiter zu steigern, sollen Leistungsanreize im Dienstrecht geschaffen bzw. genutzt werden.